Einfach gesagt, ist zwischenmenschliche Kommunikation, wenn du jemandem etwas mitteilen möchtest. Du sendest eine Nachricht aus und jemand anderes empfängt diese Nachricht. Dieser andere kann nun wieder dir eine Nachricht senden, und du empfängst sie. -Schulz von Thun

Hört sich doch ganz simpel an, oder?

Wenn es wirklich so leicht wäre, dann gäbe es keine Konflikte auf der Welt. Menschen würden nicht streiten und Regierungen würden keine Kriege führen.

  • Wo liegt denn eigentlich das Problem, wenn wir uns nicht verstehen?
  • Warum versteht mein Partner nicht, was ich sage?
  • Oder besser noch: Warum versteht mein Partner nicht, was ich sagen will?
  • Warum kapiert er nicht, dass ich verletzt bin?
  • Wieso sagt er mir nicht, dass er mich liebt?
  • Warum spricht mein Partner nicht mit mir?

 

Es gibt tausend Sachen, die irgendwie bei der Kommunikation zwischen Paaren schieflaufen können.
Und da wir keine Antwort auf die Fragen haben, denken wir, es liegt an der fehlenden Liebe. Mein Partner liebt mich nicht.
Oder: Vielleicht liebe ich meinen Partner nicht wirklich?!
Oder: Wir passen einfach nicht zusammen.

Aber das ist so nicht richtig! Egal wohin du kommst, auf jedem Kontinent und in jedem Land, haben Menschen die gleichen Schwierigkeiten.

 

Kommunikation ist eben doch nicht so einfach, wie wir immer denken.

Rate mal, wie viele Wörter die deutsche Sprache hat.
Als Tipp: Goethe hat 100.000 Wörter benutzt. Und in unserem Rechtschreibduden sind stehen 145.000 Wörter.
Aber das sind noch lange nicht alle: Es gibt eine elektronische Datenbank des Dudens. Darin stehen – sage und schreibe – 23 Millionen Wörter!
Klar, wir haben alle einen kleineren Wortschatz. Aber das ist ja nur die eine Seite der Medaille.
Worte aussprechen bedeutet nicht, dass dein Gegenüber das Wort genauso versteht, wie du es gemeint hast.
Denn du hast eine andere Geschichte als dein Partner, eine andere Persönlichkeit, andere Gedankengänge.

Und eine andere Familie.
Stell dir vor, du sitzt am Mittagstisch. In manchen Familie läuft das so ab:
„Könntest du mir bitte mal den Salat reichen? Dankeschön!“
In anderen eher so:
„Sala zu mir!“
Wenn du mir nicht glaubst, ich kenne beides!

Es bedeutet nicht, dass Familie 2 sich weniger liebt. Es heißt auch nicht, dass die Menschen in Familie 2 keinen Anstand haben. Es bedeutet nur, dass Familie 2 offenbar ganz anders kommuniziert als Familie 1.

So und jetzt stelle dir vor, du bist in Familie 1 großgeworden. Und dein Partner in Familie 2.
Du siehst, das hat gar nichts mit der Liebe zwischen euch zu tun! Wird aber trotzdem chaotisch.

 

Schulz von Thun: Miteinander Reden

Es gibt einen Professor der Psychologie namens Friedemann Schulz von Thun. Dieser Mann hat in seinem Buch „Miteinander Reden“ diese ganze Thematik mal auseinander genommen.
Es ist nämlich so:
In der Kommunikation zwischen 2 Menschen gibt es einen Sender, dass ist der, der redet. Und einen Empfänger, der die Botschaft hört.
Das Problem ist, das sind 2 verschiedene Menschen. Der Sender, also ich jetzt, sage etwas. Ich teile dir damit allerdings nicht nur eine Nachricht mit, da sind noch einige andere Dinge, die in meinem Gesagten drinstecken.
Du dagegen, du hörst die Dinge, die ich gesagt habe, vielleicht ganz anders als ich es gemeint habe.
Wir alle kennen das, wenn plötzlich ein Missverständnis im Raum steht, und keiner weiß, was passiert ist.

 

Typischer Fall: Eine Frau steht vor dem Spiegel und sagt: „Oh Mann, ich bin total dick.“

Für den Mann gibt es eigentlich keine Chance, diese Landmine zu umgehen.
Normalerweise würde der Mann das als klassische Sachinformation verstehen.
„Aha, meine Frau denkt, sie sei zu dick. Mal schauen, gut: Was sagt denn der Bodymaßindex?“
Du kannst dir schon denken, wie das ausgeht, sobald er den Mund aufmacht! Vielleicht sagt er: „Ach, vielleicht ein bisschen. Aber das geht schon. Das Kleid kannst du trotzdem anziehen!“
Die meisten Männer machen das nur einmal falsch!

Natürlich war diese Nachricht der Frau „Ich bin zu dick“ keine Sachbotschaft. Eigentlich war es ein Appell: „Bitte sag mir, dass ich nicht zu dick bin, sondern extrem gutaussehend und schlank!“
Außerdem sagt die Frau etwas über sich selbst aus: Ich fühle mich nicht hübsch genug, ich brauche eine Ermutigung, eine Bestätigung.
Und schließlich sagt sie auch noch was über die Beziehung zu dem Mann aus: „Du bist mir wichtig, ich vertraue dir. Deswegen sage ich dir, wie unzufrieden ich bin und hoffe, du ermutigst mich.“
Da dies offenbar noch nicht alles kompliziert genug ist, kommt nun noch der Empfänger hinzu: Also der Sender hat 4 Möglichkeiten, seine Botschaft zu senden und der Empfänger hat dann auch noch mal 4 Möglichkeiten, die Botschaft zu empfangen.

Stell dir vor, der Mann sagt zu seiner Frau oder Freundin:
„Mensch, du siehst heute richtig toll aus!“
Und die Partnerin entgegnet: „Und ansonsten bin ich immer hässlich oder was?“
Der Mann kapiert jetzt überhaupt nicht, was er falsch gemacht hat.
Die Frau hat die Botschaft offenbar nicht als Kompliment, also reine Sachbotschaft verstanden, sondern mit dem sogenannten „Beziehungs-Ohr“. D.h. sie fragt sich, was will der Mann von mir? Bin ich ihm ansonsten nicht gutaussehend genug?
Vielleicht sieht sie aber auch eine Offenbarung seiner Selbst darin: „Aha, wahrscheinlich will er von mir heute Abend mehr als nur ein Rendez-Vous.

 

Lies in Teil 2 weiter, wie das genau aussieht und welche anderen Landminen sich in der Kommunikation im Rahmen der Partnerschaft verbergen. Außerdem gibt es im 2. Teil noch einige wertvolle Tipps.