Wenn die Verliebtheit sich wandelt & Wann lässt Verliebtheit nach

Grundsätzlich kann man sagen, dass die Beziehung einer emotionalen Kurve folgt:

Nach der Verliebtheitsphase beginnt meistens ein Kampf um die Grenzen.

Plötzlich stellt man fest, dass der andere doch nicht perfekt ist. Die eingeschränkte Sichtweise löst sich auf. Man erkennt, dass die Idealisierung des Partners nicht der Realität entspricht. Die Partner müssen nun entscheiden, ob sie mit den „Fehlern“ des anderen klarkommen oder nicht. Diese Krisenzeit habe ich nahezu bei allen Paaren in meinem Umfeld und in der Beratung gesehen. Sie ist also nichts Besonderes, doch für den einzelnen natürlich eine große Herausforderung. Denn jetzt werden sich die beiden entscheiden, ob sie wirklich eine gemeinsame Zukunft haben oder nicht. Mithilfe der starken emotionalen Grundlage aus der Verliebtheitsphase wird es uns jetzt ermöglicht, durch diese Krise hindurchzugehen und eine dauerhafte Beziehung aufzubauen.

Oder aber man stellt fest, dass dies doch nicht der richtige Partner ist. Für den Fall, dass die beiden bereits in der Verliebtsheitsphase vor den Traualtar getreten sind, ist das allerdings keine Option. Aber keine Sorge, wer sich bereits füreinander entschieden hat, der hat eine ganz andere Kraft hinter der Konfliktbewältigung. Ich glaube 100%, dass diese Krise innerhalb einer Ehe erfolgreich überwunden werden kann. Ihr müsst euch nur ein bisschen reinhängen.

 

Geht’s bergauf

Wenn sich die beiden durch diese Krise hindurch kämpfen, konstruktiv damit umgehen und Kompromisse finden, dann geht’s bergauf. Dann beginnt die eigentliche Liebe zu wachsen, bereinigt von den Idealen der Verliebtheitsphase. Diese Liebe dann ist nicht nur großartig sondern auch zukunftsfähig. Im Gegensatz zur verbreiteten Meinung, dass das Verliebtsein das schönste Gefühl auf der Welt wäre, kommt das beste Gefühl erst jetzt mit der Liebe, einfach deswegen, weil so viel mehr dahinter steckt.

In der Krise geht es vor allem um das Abstecken der Grenzen. Während in der Verliebtheitsphase beide mit offenen Armen dastanden und dem anderen jeden Wunsch von den Augen abgelesen haben, versuchen beide nun, ihr Territorium abzusichern.

 

Als wir in diese Phase kaman

Als mein Mann und ich in diese Krise kamen, trafen 2 Welten aufeinander. Er war der wohlhabende Sohn, Tennisspieler, GTI-Fahrer und Wintersportler, eher der intellektuelle Macho. Ich war aus ärmeren Verhältnissen, Feministin und Greenpeace-Aktivistin. Eigentlich passten wir überhaupt nicht zusammen. Während der Verliebtheitsphase ist uns das aber gar nicht aufgefallen. Doch nun begann der Kampf. Wir stritten über die Umweltauswirkungen des Skifahrens, über Doppelnamen bei der Eheschließung, über Ausgaben für Kleidung, über Autofahren versus Zugfahren, eigentlich stritten wir über alles.

Wir waren 2 sehr dominante Menschen mit starken Überzeugungen. Und keiner wollte auch nur einen Mini-Schritt zurückweichen. Der Kampf ging so weit, dass wir uns 2 mal trennten.
Doch nach rund 2 Jahren mit vielen Auf und Abs hatten wir unser Ziel erreicht: Wir begannen den anderen wichtiger zu nehmen als uns selbst, den anderen stehen zu lassen mit seiner Meinung und seiner Persönlichkeit. Und schwupp, wie durch ein Wunder, gingen wir wieder aufeinander zu.

Da ich mich ja nicht mehr verändern musste, war ich nun bereit, freiwillig Kompromisse einzugehen. Wir fuhren nun gemeinsam in Skiurlaub und ich ging spazieren. Ich musste mich nicht mehr beweisen und nahm bei der Hochzeit begeistert den Namen meines Mannes an. Letztlich begannen wir ab hier einen gemeinsamen Weg der Freiheit, Liebe und Ermutigung.

 

Kompromiss

Nicht alle Streitereien und Kämpfe enden in einem für alle guten Kompromiss. Es war auch in meiner Beziehung nicht abzusehen, dass wir es jemals bis zum Traualtar schaffen würden.

In der Krise habe ich die Möglichkeit abzuwägen: Kann ich mit diesem Partner mein ganzes Leben verbringen oder nicht? Überwiegen die Schwierigkeiten oder überwiegt die Freude des Zusammenseins? Wissenschaftler haben herausgefunden, dass einer der elementaren Grundvoraussetzungen für eine dauerhafte Beziehung Humor ist. Gerade in der Krise ist Humor ein Überlebenselixier. Kürzlich sagte mir eine Freundin, dass sie froh gewesen wäre, wenn jemand ihr das vor ihrer Hochzeit gesagt hätte. Dann hätte sie nämlich nie geheiratet, denn gemeinsam lachen konnte sie mit ihrem Exmann wohl nie. | Wann lässt Verliebtheit nach

 

Man kann es nicht abkürzen

Diese Krise kann man nur bedingt abkürzen, wenn sie einen gesunden Ausgang haben soll. Natürlich könnte einer der beiden sagen: Ich trete mit meinen Wünschen und Überzeugungen ganz zurück, um die Beziehung zu schützen. Natürlich ist es ein guter Einstieg, wie ja auch in meiner Beziehung, wenn du auf deinen Partner zugehst und nicht mehr ständig willst, dass er sich verändert. Aber auf Dauer muss das ein beiderseitiges Zugestehen werden. Wenn dauerhaft nur einer der Partner auf den anderen zugeht, dann ist das ein fauler Friede, dessen gewaltiger Gestank später die Beziehung zerstören wird. Das Paar muss sich finden ohne dabei verloren zu gehen. | Wann lässt Verliebtheit nach

Es bedarf unendlich vieler Gespräche, wahrscheinlich auch sehr vieler Diskussionen, die sicher nicht immer ganz leise von statten gehen. Außerdem ein Grundstock von Achtung und Respekt. Niemals darf solch ein Konflikt in körperlicher Aggression enden. In diesem Fall ist es fast schon ein Gebot, die Beziehung sofort zu verlassen! Denn körperliche Gewalt bleibt nicht beschränkt auf eine einmalige Situation. Es wird in der Ehebeziehung noch tausendmal vorkommen, dass eine gleichermaßen geladene Stimmung herrscht. Wer einmal in dieser Atmosphäre die Hand gegen seinen Partner erhebt, wird es immer wieder tun. Wenn du Gewalt in deiner Beziehung erfährst, suche dir bitte Hilfe! | Wann lässt Verliebtheit nach

 

Grundsätzlich helfen ein paar Regeln für einen fairen Streit enorm. Wenn ihr versucht, diese zu beherzigen, dann habt ihr bereits einen großen Schritt zum Überwinden der Krise gemacht:

• Wir lassen einander ausreden.
• Wir schreien nicht.
• Wir werden nicht sarkastisch.
• Wir bleiben respektvoll.
• Wir verzichten auf Schimpfwörter.
• Wir werden nie körperlich aggressiv.
• Wir verzichten auf Verallgemeinerungen wie „Du tust ja nie …! Du machst ja immer …! Du bist wie deine Mutter! …“
• Setze immer die guten Absichten deines Partners voraus.
• Das Ende eines Streites sollte Versöhnung sein!

 

Was, wenn wir schon verheiratet sind?

Viele Paare haben bereits in der Verliebtheitsphase eine Entscheidung zur Ehe getroffen. Das verändert natürlich die Lage. Bist du bereits verheiratet, kannst du nicht einfach gehen, nur weil ihr gerade in einer Krise steckt.
Hier liegt eines der größten Missverständnisse in der Beziehung von Mann und Frau: Es sieht so aus: Das Paar war unglaublich verliebt und hat sich recht schnell zur Hochzeit entschieden. Rund ein Drittel aller Ehe werden innerhalb der ersten 3 Jahre geschlossen . D.h. viele sind bereits verheiratet, wenn die Krise kommt. Und was ist die natürliche Reaktion? „Ich habe den Falschen oder die Falsche geheiratet!“ In Deutschland werden knapp 20 % aller Ehen in den ersten 5 Ehejahren geschieden, das gleiche gilt für die USA . Doch dieser Gedanke entspricht nicht den Tatsachen. Die Krise bedeutet nur, dass eure Beziehung ein neues Level erreichen wird. Sie bedeutet ganz und gar nicht, dass du den falschen Partner geheiratet hast.

Das heißt, dass insbesondere junge Ehepaare Hilfe brauchen. Diese Krise ist bewältigbar.
Wie lange sich die Krise hinzieht ist unterschiedlich. Hier schwanken meine Erfahrungen zwischen einem halben Jahr und gut 2 Jahren. Aber das bedeutet nicht, dass in dieser Zeit nur der Krisenmodus herrscht. Diese Phase bedeutet einfach nur, dass mehr Streit in der Beziehung ist als zuvor und dass das Gefühlshoch abgesenkt ist. | Wann lässt Verliebtheit nach

Die Gesprächsregeln in der Krise sind natürlich die gleichen wie bei unverheirateten Paaren.

 

Kurze Wiederholung:

• Wir lassen einander ausreden.
• Wir schreien nicht.
• Wir werden nicht sarkastisch.
• Wir bleiben respektvoll.
• Wir verzichten auf Schimpfwörter.
• Wir werden nie körperlich aggressiv.
• Wir verzichten auf Verallgemeinerungen wie „Du tust ja nie …! Du machst ja immer …! Du bist wie deine Mutter! …“
• Setze immer die guten Absichten deines Partners voraus.
• Das Ende eines Streites sollte Versöhnung sein!

 

Außerdem ist es wichtig, die Konzentration immer wieder bewusst auf andere Dinge zu legen. Achtet darauf, dass ihr eure Ehe nicht auf den Streit reduziert.

Hier ein praktische Tipps, die natürlich genauso für unverheiratete Paare gelten:
• Unternehmt gemeinsam Dinge, die euch Spaß machen: Macht einen Städtetrip, besucht einen Freizeitpark, geht wandern, macht eine Radtour, besucht ein Konzert, geht ins Kino
• Unterhaltet euch auch über Themen, die nichts mit euren Meinungsverschiedenheiten zu tun haben: Sehr euch dazu die Gesprächsvorschläge in den Special Tips in der Lifelong App an
• Achtet darauf, dass ihr viel miteinander lacht: Schaut euch einen lustigen Film an, geht zur Vorstellung eines Komikers, unternehmt Dinge, die euch zum Lachen bringen. Denkt daran, welche Wirkung Humor hat.
• Haltet im Streit die Gesprächsregeln ein.

Wie viel Sex in einer Beziehung ist gut?