Brief von Jesus: Lass los

Mein geliebtes Kind!

Weißt du, was meine größte Herausforderung ist? Loslassen. Ja, wirklich!
Ich bin Gott, ich könnte alles tun, um dich zu irgendetwas zu bewegen. Aber mein eigenes Gebot sagt mir, dass ich das nicht darf. Weil ich deine Liebe möchte, deine Liebe zu mir. Dein Vertrauen, deinen Glauben. Und all das kann ich nicht erzwingen. Du sollst mich freiwillig lieben. Du sollst dich freiwillig für mich entscheiden. Du sollst mir freiwillig ganz und gar vertrauen.
Als ich auf der Erde war in Menschengestalt, da musste ich sooft sehen, wie Menschen sich von mir abwendet haben. Obwohl ich direkt vor ihnen stand, obwohl die Wunder direkt vor ihnen passiert sind, obwohl ich sie so liebte, obwohl ich mich so nach ihnen sehnte.
Es hat mir das Herz gebrochen.
Ich hätte natürlich frei nach Star Wars die Hand heben können, und sie hätten sich mir zu Füßen gelegt, aber für welchen Preis?
Wenn du dich an mich wendest, dann soll das aus freien Stücken passieren.

Ich kenne deine Traurigkeit, deine Enttäuschung. Ich weiß, dass du in deinem Herzen alles speicherst. Ja, die Menschen waren grausam zu dir. Sie haben dich ausgespuckt, sie haben dich abgelehnt. Du wolltest nur das Beste, aber die Menschen haben es nicht gesehen.
Du wurdest verletzt, bis ins tiefste Mark. Du fühlst dich alleine, verlassen.
Du hast das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Es niemandem recht machen zu können. Du fühlst dich ausgelaugt, weißt nicht, woher die Kraft für morgen noch kommen soll.
Ich sehe deinen Tränen. Ich sehe deine Tränen.

Und ich sehe deine Wut. Ich sehe, wie die Gedanken herumwirbeln. Ich sehe, dass du dich machtlos fühlst und dir Gerechtigkeit wünschst.

Lass es los.
Lass deine Verletztheit los.
Lass deine Traurigkeit los.
Gib sie mir. Nein, ich werde dich nicht noch mehr verletzen, ich möchte deine Wunden salben. Ich möchte die Stelle küssen, ganz zart, die im Moment so schmerzt. Ich kann sie heilen. Nur ich kann sie heilen. Und ich möchte sie heilen. Ich möchte, dass du gesund bist. Welcher Vater, welche Mutter würde nicht alles tun, damit sein krankes Kind wieder gesund wird. Und wie viel mehr würde ich wohl tun, damit du wieder gesund wirst? Lass es los, gib es mir.

Aber es sind nicht nur die Verletzungen, nicht wahr?
Da sind auch die vielen Dinge, die du dir wünschst.
Deine Sehnsucht, dein Wunsch, geliebt zu sein.
Dein Wunsch versorgt zu sein. Dein Wunsch, dass du dir keine Sorgen mehr machen müsstest. Dein Wunsch danach, sicher zu sein, dass alles gut wird.

Aber schau, wie soll ich mich denn darum kümmern, wenn du es so festhältst? Wie soll ich dir das Geschenk geben, das ich für dich habe, wenn du mit beiden Händen an deinen Sehnsüchten festhältst? Du hast keine freie Hand.

Oh ja, ich weiß, du würdest ja loslassen, wenn du wüsstest, dass es auch alles gut ausgeht. Aber das ist das Problem. Du wirst es nur sehen, wenn du es loslässt. Das heißt, du musst mir vertrauen. Du musst mir vertrauen, um mir vertrauen zu können.

Aber weißt du, du musst mir nur ein ganz kleines bisschen vertrauen. Ich kenne dich, ich weiß wie schwierig das für dich ist. Aber wenn du deine Tür nur einen ganz kleinen Spalt aufmachst, dann wirst du erkennen, dass du mir ganz und gar vertrauen kannst.

Stell dir ein kleines Kind vor. Es steht auf der Straße und hat Müll gefunden. Es nimmt ihn auf und bewundert den Müll. Dann kommt die Mutter dazu, sie hat eine frischgebackene Brezel für das Kind. Aber das Kind will seinen Müll nicht hergeben. Es hält ihn fest und lässt sich nicht davon überzeugen, dass es die Brezel nur bekommen kann, wenn es den Müll hergibt. Es bringt sich um den Segen einer warmen, gut duftenden, weichen Brezel.

Halte deine Sorgen, Verletzungen und Sehnsüchte nicht fest. Gib die Dinge her, die in deinem Herzen sind. Eins nach dem anderen. Ich werde mich darum kümmern. Ich will dir so viel schenken. Ich habe schon alles in der Hand, du musst nur die Dinge hergeben, an denen du festhältst, dann gebe ich es dir.
Vertrau mir, ich werde dich nicht enttäuschen, ich werde dich auch nicht verletzen.
Und ich werde dich auch nicht ausspucken! Niemals!

Lass los, dann kannst du entgegennehmen, was ich für dich vorbereitet habe. Und glaube mir, die Brezel ist um einiges besser als das, was du gerade in der Hand hältst.
Schenk mir dein Vertrauen. Ich weiß, das fällt dir schwer. Es fällt dir schwer, die Kontrolle abzugeben. Aber ich kenne das Große und Ganze deines Lebens. Es ist einfach so genial, was da noch alles kommen wird.

Lass los!