Phasen einer Beziehung zwischen Mann und Frau im Überblick

In diesem Beitrag geht es um die 5 Phasen einer Beziehung.

Auf alle Kunst und jeden Beruf bereit sich der Mensch vor, nur auf den schwersten nicht, den Beruf der Ehe. (Herman Oeser)

Ich hatte mal einen Biolehrer, der meinte, zum Autofahren braucht man einen Führerschein, um einen Job zu machen braucht man einen Gesellenbrief, aber zum Halten von Tieren und Erziehen von Kindern braucht man nichts. Ich musste ihm beipflichten. Er hatte echt Recht. Und was die Ehe betrifft, so stimmt dies ebenso.

In diesem Seminar geht es um die verschiedenen Phasen der Ehe. Jede Phase hat eine ganz besondere Herausforderung. Und leider spricht kein Mensch darüber, welche Herausforderungen genau in welcher Phase auf einen zukommen und wie man gut und erfolgreich durch diese Phasen geht. Oftmals sind es die kleinen Hebel, die man umlegen muss. Kleine Hebel mit enormer Wirkungskraft!

  • Wie kann die die Verliebtheit des Mannes richtig einschätzen?
  • Wie kann der Mann seine Frau, die gerade Mutter ist, verstehen?
  • Wie gehen wir miteinander in der Midlife-Krise um?

Wenn du verstehst, in welcher Phase ihr seid und was gerade passiert. Und wenn du ein paar Tipps bekommst, wie du damit umgehen kannst, dann hat deine Beziehung eine große Chance. Zusätzlich empfehle ich dir, die App Lifelong herunterzuladen, den Test du machen und dich mit den verschiedenen Bereiche des Beziehung zu beschäftigen. Wenn ihr beide das mit Leidenschaft umsetzt, werdet ihr den Lauf erfolgreich bestehen.

 

 

Phasen einer Beziehung: Die Phase der großartigen Gefühle

 

Die Beziehung zwischen Mann und Frau gehört zu den größten Geschenken, die wir als Menschen einander geben können. Diese Beziehung ist voller Energie, Leidenschaft und Freude, voller Geborgenheit, Hochgefühl und Abenteuer.

In den ersten Wochen, Monaten und sogar Jahren der Beziehung ist dies unser Antrieb. Wir lieben es, mit dem Partner zusammen zu sein, je häufiger, desto besser. Wir vermissen ihn, wenn er oder sie nicht da ist und immer wieder erwischen wir uns selbst dabei, wie unsere Gedanken sich um unser letztes Beisammensein ranken. Der menschliche Körper tut das Seine dazu: Unsere Hormone lassen uns schweben.

Doch keiner bereitet uns darauf vor, was passiert, wenn dieses Hochgefühl nicht mehr jeden Tag da ist. Niemand hilft uns frühzeitig, an einer dauerhaften Beziehung zu arbeiten, sodass mit dem Verschwinden der Schmetterlinge nicht auch die Ehe den Bach runter geht. Ich habe es immer so beschrieben: Die Verliebtheit am Anfang ist super cool, aber wenn nach den ersten Krisen die Liebe zu wachsen beginnt, eine stabile, tragfähige und erfüllende Liebe, dann ist das das Beste auf der Welt.

 

Laut Wikipedia ist „verliebt sein“ folgendes:

Verliebtheit ist ein intensives Gefühl der Zuneigung. Sie wird nach Ansicht von Psychologen von einer Einengung des Bewusstseins begleitet, und diese Einengung des Bewusstseinskann zu einer Fehleinschätzung des Objektes der Zuneigung führen. Fehler des anderen können übersehen oder als besonders positive Attribute erlebt werden.[1]

Verliebt zu sein ist ein wunderbares Gefühl. Nicht umsonst wird es als „Schmetterlinge im Bauch“ bezeichnet. Das Gefühl ist einzigartig und kaum durch ein anderes Gefühl ersetzbar. Es ist so stark, dass ich, wie Wikipedia treffend bemerkt, nicht mehr wirklich klar einschätzen kann, was mir da gerade begegnet. Wenn ich verliebt bin, finde ich alles an dem anderen toll.

Hast du schon mal mit einem Verliebten über seine Schwärmerei gesprochen? Du fragst dich permanent, ob ihr vielleicht über 2 verschiedene Menschen sprecht. Diesen Superman oder das Supergirl kennst du gar nicht.

Manche halten das Verliebtsein sogar für gefährlich, weil man nur das Gute im anderen sieht. Aber ich bin da ganz anderer Meinung. Ich glaube, dass Gott den Menschen diese Verliebtheitsphase geschenkt hat, weil sie sich ansonsten nämlich niemals auf jemanden einlassen würden. Es gibt viel zu viele Dinge, die ich an anderen Menschen auszusetzen habe. Deswegen fällt es so schwer, sich für jemanden wirklich zu interessieren, wenn man sich nicht verliebt hat.

 

Kennst du das?

Kennst du das? Du sitzt mit deinem besten Freund oder deiner besten Freundin zusammen, vielleicht sprecht ihr über das Alleinsein oder Liebeskummer und dann kommt folgendes Thema auf: „Du, wie wäre es denn mit XY? Der ist doch echt total interessant. Sieht super aus, ist voll nett…“

Deine Reaktion: „Ja, der ist ganz nett, ich unterhalte mich auch wirklich gerne mit ihm. Und er sieht auch nicht gerade schlecht aus, aber eine Beziehung zu ihm, nein …!“

Wenn du am Anfang einer Beziehung nicht verliebt bist, dann wird mit großer Wahrscheinlichkeit nichts aus dieser Beziehung. Zwar sprechen alte Thesen zu arrangierten Hochzeiten dagegen, doch haben wir es in diesem Fall mit einer ganz anderen Konstellation zu tun.

Arrangierte Ehen sind zuvor festgelegte Ehen. In Indien werden übrigens immer noch rund 90 % aller Ehen von den Eltern arrangiert. Und in vielen anderen Teilen der Welt ebenfalls. Bei einer arrangierten Ehe geht es allerdings nicht darum, dass die Partner einander lieben sollen. Sie sollen funktionierende Zweckgemeinschaften bilden, die unabhängig davon sind, wie sie fühlen. Wenn Gefühle dazu kommen, prima, wenn nicht, nicht weiter tragisch. Diese Ehen halten deswegen, weil es erstens in den entsprechenden Kulturkreisen eine Schande ist, die Ehe zu scheiden, und zweitens die Liebe hier keine Rolle spielt.

 

Warum es so wichtig ist

Gut. Der Einstieg in eine dauerhafte Beziehung bildet also das „Sich Verlieben“. Warum ist das so wichtig? Ist das Verliebtsein nicht ein Hollywood-Klischee? Ist eine gute Beziehung nicht eher davon abhängig, dass man einen guten und treuen Partner findet?

Jeder Mensch hat ein klares inneres Bild, wen und was er attraktiv findet. Eine innere Liste mit Eigenschaften und Verhaltensweisen, die der Partner haben sollte. Auch wenn das einem nicht bewusst ist. Man kann es daran erkennen, dass man an allem und jedem ziemlich viel auszusetzen hat. Probier‘s mal aus: Suche irgendeinen Menschen und stelle dir vor, du müsstest diesen heiraten. Das kannst du x-beliebig häufig wiederholen. Egal wie gut der andere aussieht und egal wie gut du mit ihm befreundet bist, du wirst immer wieder neue Dinge finden, weswegen du dir ein gemeinsames Leben niemals vorstellen könntest.

Du hast also ein inneres Bild. Und eigentlich passt auf dieses innere Bild niemand auf der ganzen Welt. Wirklich. Das ist so. Und jetzt kommt die Verliebtheitsphase ins Spiel. Nur durch die eingeschränkte Sichtweise in der Verliebtheitsphase ist es dir möglich, jemanden nah an dich heran zu lassen. In dieser Zeit siehst du nicht ganz objektiv und du idealisierst einzelne Bereiche. Dadurch wird eine tiefe emotionale Beziehung zwischen Mann und Frau aufgebaut. Die beiden haben eine wunderbare Zeit, in der sie Erlebnisse sammeln und ein starkes emotionales und soziales Band bilden. Diese Zeit erstellt Seelenanker, d.h. großartige Erinnerungen, die in kommenden Krisen vor dem Abdriften und dem Schiffsbruch schützen.

Ohne dieses Idealisieren, ohne die etwas eingeschränkte Sicht auf den anderen, würde sich keiner der beiden wirklich auf den anderen einlassen. Die Verliebtheitsphase ist Gottes Antwort auf unsere Individualität.

Dazu kommt, dass in langjährigen Forschungen festgestellt wurde, dass jeder Mensch nur auf ganz wenige andere Menschen mit dieser Verliebtheit reagieren kann. Das ist so ähnlich wie bei einem Fingerabdruck. Und es wurde auch festgestellt, dass ohne die Verliebtheit die Beziehung nicht von Dauer ist. | Phasen einer Beziehung |

 

Diese Phase erstreckt sich in der Regel über ein paar Monate bis maximal 2 Jahre.

Doch hängt das Überleben und die Zukunft der Beziehung stark damit zusammen, wie diese Verliebtheitsphase gestaltet wird. Haben die beiden aktiv Seelenanker aufgebaut? Haben sie bewusst Wert auf ihre Kommunikation gelegt und diese trainiert? Haben sie die Zeit genutzt, um den anderen nicht nur besser kennenzulernen, sondern auch dessen Bedürfnisse, Träume und Werte zu entdecken?

(Siehe hierzu: Lifelong App Special Tips – Gesprächsvorschläge und Tipp des Tages)

 

Praktische Tipps:
  • Verbringt Zeit zu zweit, sorgt dafür, dass nicht dauerhaft Freunde oder Familie um euch herum sind. Geht spazieren, verbringt den Abend in einem schönen Restaurant, macht Ausflüge und Kurzreisen.
  • Unterhaltet euch über die Dinge, die euch beschäftigen. Fragt einander, wie es euch wirklich geht. Sprecht über eure Kindheit und Jugend. Redet über eure Träume und Wünsche.

Wenn ihr ein gutes Fundament in der Phase der Verliebtheit aufbaut, dann werden die künftigen Stürme eurer Haus nicht so einfach gefährden.

 

 

Die erste große Krise – wenn die Verliebtheit sich wandelt

 

„Wo viel Gefühl ist, da ist auch viel Leid.“ Leonardo da Vinci

Grundsätzlich kann man sagen, dass die Beziehung einer emotionalen Kurve folgt.

Nach der Verliebtheitsphase beginnt meistens ein Kampf um die Grenzen. Plötzlich stellt man fest, dass der andere doch nicht perfekt ist. Die eingeschränkte Sichtweise löst sich auf. Man erkennt, dass die Idealisierung des Partners nicht der Realität entspricht. Die Partner müssen nun entscheiden, ob sie mit den „Fehlern“ des anderen klarkommen oder nicht. Diese Krisenzeit habe ich nahezu bei allen Paaren in meinem Umfeld und in der Beratung gesehen. Sie ist also nichts Besonderes, doch für den einzelnen natürlich eine große Herausforderung.

Denn jetzt werden sich die beiden entscheiden, ob sie wirklich eine gemeinsame Zukunft haben oder nicht. Mithilfe der starken emotionalen Grundlage aus der Verliebtheitsphase wird es uns jetzt ermöglicht, durch diese Krise hindurchzugehen und eine dauerhafte Beziehung aufzubauen. Oder aber man stellt fest, dass dies doch nicht der richtige Partner ist. Für den Fall, dass die beiden bereits in der Verliebtsheitsphase vor den Traualtar getreten sind, ist das allerdings keine Option. Aber keine Sorge, wer sich bereits füreinander entschieden hat, der hat eine ganz andere Kraft hinter der Konfliktbewältigung. Ich glaube 100%, dass diese Krise innerhalb einer Ehe erfolgreich überwunden werden kann. Ihr müsst euch nur ein bisschen reinhängen.

 

Die liebe beginnt zu …

Wenn sich die beiden durch diese Krise hindurch kämpfen, konstruktiv damit umgehen und Kompromisse finden, dann geht’s bergauf. Dann beginnt die eigentliche Liebe zu wachsen, bereinigt von den Idealen der Verliebtheitsphase. Diese Liebe dann ist nicht nur großartig sondern auch zukunftsfähig. Im Gegensatz zur verbreiteten Meinung, dass das Verliebtsein das schönste Gefühl auf der Welt wäre, kommt das beste Gefühl erst jetzt mit der Liebe, einfach deswegen, weil so viel mehr dahinter steckt.

In der Krise geht es vor allem um das Abstecken der Grenzen. Während in der Verliebtheitsphase beide mit offenen Armen dastanden und dem anderen jeden Wunsch von den Augen abgelesen haben, versuchen beide nun, ihr Territorium abzusichern.

 

Mein Mann und ich

Als mein Mann und ich in diese Krise kamen, trafen 2 Welten aufeinander. Er war der wohlhabende Sohn, Tennisspieler, GTI-Fahrer und Wintersportler, eher der intellektuelle Macho. Ich war aus ärmeren Verhältnissen, Feministin und Greenpeace-Aktivistin. Eigentlich passten wir überhaupt nicht zusammen. Während der Verliebtheitsphase ist uns das aber gar nicht aufgefallen. Doch nun begann der Kampf. Wir stritten über die Umweltauswirkungen des Skifahrens, über Doppelnamen bei der Eheschließung, über Ausgaben für Kleidung, über Autofahren versus Zugfahren, eigentlich stritten wir über alles. Wir waren 2 sehr dominante Menschen mit starken Überzeugungen. Und keiner wollte auch nur einen Mini-Schritt zurückweichen. Der Kampf ging so weit, dass wir uns 2 mal trennten.

Doch nach rund 2 Jahren mit vielen Auf und Abs hatten wir unser Ziel erreicht: Wir begannen den anderen wichtiger zu nehmen als uns selbst, den anderen stehen zu lassen mit seiner Meinung und seiner Persönlichkeit. Und schwupp, wie durch ein Wunder, gingen wir wieder aufeinander zu. Da ich mich ja nicht mehr verändern musste, war ich nun bereit, freiwillig Kompromisse einzugehen. Wir fuhren nun gemeinsam in Skiurlaub und ich ging spazieren. Ich musste mich nicht mehr beweisen und nahm bei der Hochzeit begeistert den Namen meines Mannes an. Letztlich begannen wir ab hier einen gemeinsamen Weg der Freiheit, Liebe und Ermutigung.

 

Nicht alle Streitereien und Kämpfe enden in einem für alle guten Kompromiss. Es war auch in meiner Beziehung nicht abzusehen, dass wir es jemals bis zum Traualtar schaffen würden.

In der Krise habe ich die Möglichkeit abzuwägen: Kann ich mit diesem Partner mein ganzes Leben verbringen oder nicht? Überwiegen die Schwierigkeiten oder überwiegt die Freude des Zusammenseins? Wissenschaftler haben herausgefunden, dass einer der elementaren Grundvoraussetzungen für eine dauerhafte Beziehung Humor ist.[2] Gerade in der Krise ist Humor ein Überlebenselixier. Kürzlich sagte mir eine Freundin, dass sie froh gewesen wäre, wenn jemand ihr das vor ihrer Hochzeit gesagt hätte. Dann hätte sie nämlich nie geheiratet, denn gemeinsam lachen konnte sie mit ihrem Exmann wohl nie.

Diese Krise kann man nur bedingt abkürzen, wenn sie einen gesunden Ausgang haben soll. Natürlich könnte einer der beiden sagen: Ich trete mit meinen Wünschen und Überzeugungen ganz zurück, um die Beziehung zu schützen. Natürlich ist es ein guter Einstieg, wie ja auch in meiner Beziehung, wenn du auf deinen Partner zugehst und nicht mehr ständig willst, dass er sich verändert. Aber auf Dauer muss das ein beiderseitiges Zugestehen werden. Wenn dauerhaft nur einer der Partner auf den anderen zugeht, dann ist das ein fauler Friede, dessen gewaltiger Gestank später die Beziehung zerstören wird. Das Paar muss sich finden ohne dabei verloren zu gehen. Es bedarf unendlich vieler Gespräche, wahrscheinlich auch sehr vieler Diskussionen, die sicher nicht immer ganz leise von statten gehen. Außerdem ein Grundstock von Achtung und Respekt. Niemals darf solch ein Konflikt in körperlicher Aggression enden. In diesem Fall ist es fast schon ein Gebot, die Beziehung sofort zu verlassen! Denn körperliche Gewalt bleibt nicht beschränkt auf eine einmalige Situation. Es wird in der Ehebeziehung noch tausendmal vorkommen, dass eine gleichermaßen geladene Stimmung herrscht. Wer einmal in dieser Atmosphäre die Hand gegen seinen Partner erhebt, wird es immer wieder tun. Wenn du Gewalt in deiner Beziehung erfährst, suche dir bitte Hilfe!

 

Was einer Freundin passiert ist

Eine Freundin von mir hatte sich lange eine Beziehung gewünscht. Endlich hatte sie einen Freund, der offensichtlich auch langfristiges Interesse zeigte. Die Übereinstimmung der beiden war grundsätzlich schon nicht leicht, da sie bekennende Christin war und er nicht. Außerdem war er launisch. Doch sie dachte sich, dass sie das schon irgendwie in den Griff bekäme. An einem heißen Sommertag ist allerdings folgendes passiert: Die ganze Familie meiner Freundin war im Garten, auch der Freund der meiner Freundin. Es war wirklich sehr heiß und irgendwann machte sie einen Spaß und spritze ihn ziemlich nass. Er stieg daraufhin zu ihr in den Pool und tauchte sie unter. Allerdings nicht im Spaß und auch nicht sehr liebevoll. Als die Familie der Freundin einschritt, ließ er sie los und tat so, als wäre nichts gewesen. An diesem Abend musste meine Freundin mit Prellungen und Verdacht auf Rippenbruch ins Krankenhaus. Ganz ehrlich, wenn dir so etwas passiert, so solltest du schneller weglaufen, als dich die Beine tragen! Auch wenn er immer wieder ankommt und dir erzählt, dass er sich ja gebessert hätte.

Okay, nun wieder zu jenen Paaren, die nicht handgreiflich werden. Ein gesundes Durchgehen durch die Krise braucht Zeit und gute Gesprächsanregungen sowie Gesprächsregeln. Schau mal unter Kommunikation nach, dort gibt es eine ganze Reihe guter Seminare zu diesem Thema.

 

Grundsätzlich helfen ein paar Regeln für einen fairen Streit enorm. Wenn ihr versucht, diese zu beherzigen, dann habt ihr bereits einen großen Schritt zum Überwinden der Krise gemacht:
  • Wir lassen einander ausreden.
  • Wir schreien nicht.
  • Wir werden nicht sarkastisch.
  • Wir bleiben respektvoll.
  • Wir verzichten auf Schimpfwörter.
  • Wir werden nie körperlich aggressiv.
  • Wir verzichten auf Verallgemeinerungen wie „Du tust ja nie …! Du machst ja immer …! Du bist wie deine Mutter! …“
  • Setze immer die guten Absichten deines Partners voraus.
  • Das Ende eines Streites sollte Versöhnung sein!

 

 

Was, wenn wir schon verheiratet sind?

Viele Paare haben bereits in der Verliebtheitsphase eine Entscheidung zur Ehe getroffen. Das verändert natürlich die Lage. Bist du bereits verheiratet, kannst du nicht einfach gehen, nur weil ihr gerade in einer Krise steckt.

Hier liegt eines der größten Missverständnisse in der Beziehung von Mann und Frau: Es sieht so aus: Das Paar war unglaublich verliebt und hat sich recht schnell zur Hochzeit entschieden. Rund ein Drittel aller Ehe werden innerhalb der ersten 3 Jahre geschlossen[3]. D.h. viele sind bereits verheiratet, wenn die Krise kommt. Und was ist die natürliche Reaktion? „Ich habe den Falschen oder die Falsche geheiratet!“ In Deutschland werden knapp 20 %[4] aller Ehen in den ersten 5 Ehejahren geschieden, das gleiche gilt für die USA[5]. Doch dieser Gedanke entspricht nicht den Tatsachen. Die Krise bedeutet nur, dass eure Beziehung ein neues Level erreichen wird. Sie bedeutet ganz und gar nicht, dass du den falschen Partner geheiratet hast.

 

Das heißt, dass insbesondere junge Ehepaare Hilfe brauchen. Diese Krise ist bewältigbar.

Wie lange sich die Krise hinzieht ist unterschiedlich. Hier schwanken meine Erfahrungen zwischen einem halben Jahr und gut 2 Jahren. Aber das bedeutet nicht, dass in dieser Zeit nur der Krisenmodus herrscht. Diese Phase bedeutet einfach nur, dass mehr Streit in der Beziehung ist als zuvor und dass das Gefühlshoch abgesenkt ist.

Mein Mann und ich waren in dieser Krisenzeit noch nicht verheiratet. Ich kenne aber einige Paare, die es sind. Und ich kenne auch ihre Zweifel. Du hast nicht den Falschen oder die Falsche geheiratet. Ihr müsst nur gemeinsam konstruktiv durch diese Krise hindurch. Und danach werdet ihr glücklicher sein als je zuvor! Der große Vorteil, den ihr habt ist, dass du nicht mehr so einfach weglaufen kannst. In meinem Fall habe ich nämlich jahrelang mit dem Weglaufen gekämpft. Ich war mir so unsicher, was ich tun sollte. Und ich kann mich sehr genau daran erinnern, dass ich oft dacht: Wenn du jetzt schon verheiratet wärst, würdest du dich nicht mit Spekulationen darüber, ob richtig oder falsch aufhalten, sondern konstruktiv alle Energie darein setzen, die Krise zu bewältigen. Du siehst also, für diese Phase der Beziehung ist es gar nicht so schlecht, wenn du ein paar Entscheidungen schon getroffen hast.

 

Wir sind wie Bergsteiger

Ich hatte mal eine Ballettlehrerin, die erklärte es so: Wenn wir etwas lernen, sind wir wie Bergsteiger, wir sehen da oben das Ziel, doch es ist sehr anstrengend dahin zu kommen. Das Ziel und unsere jetzige Leistung stehen im Gegensatz, daher sind wir unzufrieden. Wenn wir ein Plateau erreichen, dann bleiben wir auf einem Niveau stehen. Wir fühlen uns besser. Aber die Wahrheit ist, wir werden nicht besser. Es ist die Phase zur Erholung vor dem nächsten Aufstieg.

Genauso kann man eine Krise in der Beziehung beschreiben. Wir sehen, wo wir hin wollen, aber es ist anstrengend, dorthin zu kommen. Und wir sind unzufrieden, weil wir eigentlich ein besseres Bild vor Augen haben, wie unsere Beziehung aussehen könnte oder wie wir sie uns wünschen. Aber wir wachsen, und das ist super! Das Plateau ist natürlich angenehmer, und Gott hat uns diese Zeit auch geschenkt, zum Auftanken und Genießen, doch die Zeit des Wachstums hat auch etwas für sich. Man muss sie nur verstehen.

Die Gesprächsregeln in der Krise sind natürlich die gleichen wie bei unverheirateten Paaren.

 

Kurze Wiederholung:
  • Wir lassen einander ausreden.
  • Wir schreien nicht.
  • Wir werden nicht sarkastisch.
  • Wir bleiben respektvoll.
  • Wir verzichten auf Schimpfwörter.
  • Wir werden nie körperlich aggressiv.
  • Wir verzichten auf Verallgemeinerungen wie „Du tust ja nie …! Du machst ja immer …! Du bist wie deine Mutter! …“
  • Setze immer die guten Absichten deines Partners voraus.
  • Das Ende eines Streites sollte Versöhnung sein!

 

Außerdem ist es wichtig, die Konzentration immer wieder bewusst auf andere Dinge zu legen. Achtet darauf, dass ihr eure Ehe nicht auf den Streit reduziert.

 

Hier ein praktische Tipps, die natürlich genauso für unverheiratete Paare gelten:
  • Unternehmt gemeinsam Dinge, die euch Spaß machen: Macht einen Städtetrip, besucht einen Freizeitpark, geht wandern, macht eine Radtour, besucht ein Konzert, geht ins Kino
  • Unterhaltet euch auch über Themen, die nichts mit euren Meinungsverschiedenheiten zu tun haben: Sehr euch dazu die Gesprächsvorschläge in den Special Tips in der Lifelong App an
  • Achtet darauf, dass ihr viel miteinander lacht: Schaut euch einen lustigen Film an, geht zur Vorstellung eines Komikers, unternehmt Dinge, die euch zum Lachen bringen. Denkt daran, welche Wirkung Humor hat.
  • Haltet im Streit die Gesprächsregeln ein. | Phasen einer Beziehung |

 

 

Die Phase der wachsenden Liebe

Ist diese Krise einmal durchstanden, geht es steil bergauf in der Liebe. Innerhalb kürzester Zeit würden die Partner sagen, dass sie nie glücklicher waren. Die Phase der wachsenden Liebe ist geprägt von gegenseitiger Wertschätzung und Ermutigung. Die Entscheidung für den anderen hat nun die Kontrolle übernommen. Und das nennt man Liebe.

Nun wenden sich die beiden einander verstärkt zu. Sie tun für den anderen Dinge, die sie für keinen anderen Menschen jemals täten. Sie freuen sich daran, wenn der andere glücklich ist. Sie fühlen sich geborgen und angenommen. Sie vertrauen einander. Nun können sie gemeinsam große Lebensentscheidungen treffen ohne die ganze Zeit darüber nachzudenken, ob der andere der Richtige ist und ob sie selbst vielleicht zu kurz kommen. Diese Phase ist geprägt von Freude und Gelassenheit. Das Paar kann sich abends nach einem langen Arbeitstag gemütlich zusammen auf dem Sofa kuscheln und streitet nicht mehr über das Fernsehprogramm. Die beiden haben ihre Rollen im Umgang mit Eltern und Schwiegereltern gefunden und planen ohne territoriale Kämpfe ihre Zukunft.

 

Wie lange sie ist…

Diese Phase zieht sich nur je nach eurem weiteren Lebensentwurf einige Jahre hin. Wenn ihr euch bereits schnell für Kinder entscheidet, dann wird die neue Phase der Kleinkinder die jetzige Phase rasch ablösen. Ich empfehle den meisten Paaren, nach der Hochzeit ein paar Jahre einfach die Beziehung und einander zu genießen, bevor sich die beiden der neuen Herausforderung durch kleine Kinder stellen. Denn dann wird sich einiges ändern. Im Falle eines unerfüllten Kinderwunsches kommt noch eine ganz andere Belastung hinzu.

Wie in der Verliebtheitsphase ist nun wichtig, Seelenanker aufzubauen. Die Gefahr ist jetzt, sich einfach treiben zu lassen. Das Wetter ist schön und das Meer ist blau. Warum sollten wir mit unserer Doppelluftmatratze irgendwohin rudern.

Doch nun ist die beste Zeit, um gemeinsam zu träumen und die tiefsten inneren Gedanken auszutauschen. Jetzt sollte das Paar all die Dinge unternehmen, die jeder einzeln oder die beiden gemeinsam sich schon immer erträumt haben. Reisen, Tanzen, Sport, Museen besuchen, Konzerte und Theater, eine Band starten, einen Hauskreis eröffnen, einen Missionseinsatz gemeinsam unternehmen, zusammen in die Politik gehen.

Was auch immer das Herz begehrt.

 

Gefahren in dieser Phase

Außerdem besteht eine weitere Gefahr in dieser Phase: Die Sicherheit, nun endlich glücklich verheiratet zu sein, veranlasst manche dazu, sich zurückzulehnen und ihr Engagement auf den Nullpunkt zu senken. Jede Beziehung, vor allem in der heutigen Zeit, kann scheitern. Das soll nicht Angst bewirken, sondern Achtsamkeit. Im Vorabendprogramm kann man die Vielzahl der Serien anschauen, in denen der Mann seine Ehe so führt, als könne er nichts mehr verlieren. Es scheint, als wäre die Hochzeit der erfolgreiche Geschäftsabschluss gewesen, jetzt braucht er nichts mehr zu tun. Die Frau ist sein, fertig! Manche Frauen handeln ähnlich, indem sie nach der Hochzeit keinen Wert mehr auf ihr Äußeres legen.

Dein Partner hat es verdient, dass du dich bemühst. Nicht abmühst, bemühst. Schau dir das Seminar zum Thema Romantik an. Es ist schade, wenn die Frau, die vielleicht jahrelang umworben wurde und sich nun endlich dazu entschieden hat, dir zu trauen und dich zu heiraten, recht schnell nach der Hochzeit eines Besseren belehrt wird.

Gebt euch Mühe für den Partner. Die 5 Sprachen der Liebe (Seminar dazu im Bereich „Bedürfnisse“ oder auf der Lifelongs App) helfen dabei, die richtige Form zu finden, wie du deinem Partner deine Liebe zeigen kannst. | Phasen einer Beziehung |

 

 

Die Phase der kleinen Kinder

Bei den meisten Paaren beginnt in den ersten Ehejahren der Wunsch zu reifen, Kinder zu bekommen. Zwar hat die Anzahl der Ehepaare mit Kindern im Verhältnis zu kinderlosen Ehepaaren in den Industriestaaten in den letzten Jahren abgenommen[6], dennoch haben knapp die Hälfte aller Ehepaare Kinder. Außerdem tauchen die rund 10% ungewollt kinderlosen Ehepaare nicht absichtlich in der Statistik als Ehepaare ohne Kinder auf.[7]

Die Situation dieser Ehen ist aufgrund des unerfüllten Kinderwunsches nochmal eine ganz andere.

Die jungen Ehepaare, die nun Kinder bekommen, werden vor neue Herausforderungen gestellt. Immer wieder höre ich, dass jemand in einer Ehekrise ein Kind zur Rettung der Ehe bekommen hat. Das ging allerdings in der Mehrzahl der Fälle nicht gut aus!

 

Was Kinder bedeuten

Kinder sind ein Geschenk Gottes und absolut wunderbar. Dennoch bedeuten sie für die junge Ehe eine neue Herausforderung. Ein Kind bringt es mit sich, dass sich die Rollen der Ehepartner verändern. Die Frau ist nicht mehr nur Frau, Freundin und Geliebte, sie ist nun Mutter. Und häufig ist sie das jetzt mehr als alles andere. Für die Frau heißt das, dass sich ihr Leben nun größtenteils um das Kind dreht. Unterstützt von unseren Hormonen verwenden wir die Mehrheit unserer Gedanken auf das Wohl des Babys, seine Schlafenszeiten, seine Essenszeiten, das Schreien, Wohlergeben, Herumtragen, Spazierengehen, Kleidung, Stuhlgang, Krankheiten. Und das ist nötig, denn sonst würden wir unser Kind einfach an der Kasse im Laden stehen lassen, und erst 3 Tage später merken, dass wir es vergessen haben.

Die neue Situation:

Diese neue Lebenssituation ist für die Frau nicht unbedingt einfach. Für mich war es schwierig, dass ich an meinen gewohnten sozialen Ereignissen nicht mehr regelmäßig teilnehmen konnte. So war der Gottesdienstbesuch am Sonntag nun eine riesige Herausforderung. Meist war ich im Übertragungsraum, da das Baby schrie oder ich es stillen musste. Bei Festen der Familie musste ich immer wieder rausgehen, da mein Kind gerade seine Schlafenszeit hatte und in einem fremden Haus nicht einfach einschlief. Konzentrierte Arbeitszeit am PC konnte ich ebenfalls streichen, mehr als 30 Minuten am Stück herauszuschneiden war unmöglich. Meine Kinder haben recht viel Aufmerksamkeit verlangt. Und das Schlafen war dramatisch – vor allem bei meinem mittleren Kind, dass zwischen 5 und 20 mal in der Nacht schrie. Und das, bis es 6 Jahre alt war.

Zu allem Überfluss muss die Frau nun aber auch noch damit klar kommen, dass ihr Mann unzufrieden ist. Aber auch für ihn hat sich alle geändert, obwohl er eigentlich nur Vater geworden ist, d.h. lange nicht so extrem involviert ist wie die Mutter. Für den Mann verändert sich vor allem seine Ehe: Romantische Abendessen sind vorbei, entweder weil das Kind dabei ist und beschäftigt oder herumgetragen werden muss oder weil die Ehefrau zu erschöpft ist, um noch ein intensives Gespräch zu führen. Die Sexualität, die meist in der Schwangerschaft aufgrund der Hormonlage recht gut lief, ist so gut wie eingestellt. Gespräche und Unternehmungen fallen flach. „Wo ist meine Frau geblieben?“ Viele Männer driften nun in eine Art Frustration ab. Sie fühlen sich vernachlässigt und übersehen. Sie lieben ihr Baby, doch sie tun sich schwer mit ihrer veränderten Frau. Und obwohl ich darüber häufig gelesen hatte, erging es uns ähnlich.

 

Die Seelenanker

Jetzt ist die Zeit, von den Seelenankern zu zehren, die in den letzten Jahren aufgebaut worden sind. Die Erinnerung an die wunderbaren Erlebnisse zu zweit helfen enorm. Ich kann dir übrigens Hoffnung machen, es kommt auch wieder. Außerdem muss man sich nun bewusst Momente zu zweit herausschneiden: Das Baby mal für 2 Stunden den Großeltern geben, das Babyphone den Nachbarn oder dem Babysitter, und ins Lieblingsrestaurant gehen, dort ein ungestörtes Gespräch führen und das Essen genießen. Oder ihr macht einen Wochenendtrip zu zweit, es wird sein wie in den Flitterwochen!

Denke daran, dass du diese herausgeschnittene Zeit mit deinem Partner als das siehst, was sie ist: Etwas ganz Besonderes. Macht euch schön an dem gemeinsamen Abend. Gebt euch Mühe füreinander. Gerade für den Mann ist es wichtig zu erkennen, dass seine Frau, seine Geliebte, nicht komplett in der Mutterrolle verschwunden ist.

 

Und noch was ist in dieser Phase für euch wichtig: Genießt eure Familie.

Ich hatte mich dazu entschieden, bei meinen Kindern zuhause zu bleiben. Zwar war ich nebenher auch noch in der Fima meines Mannes tätig und wir leiteten gemeinsam eine Gemeinde, aber ich habe nicht morgens früh das Haus verlassen und bin abends erst wieder heim gekommen. Es war mir wichtig, mit den Kindern so viele schöne Erlebnisse zu sammeln wie möglich. Bevor sie zur Schule kamen haben wir diese Zeit genutzt: Wir machten Zugfahren und gingen Eis essen, wir besuchten Indoor-Spielplätze und die Omas, wir machten Ausflüge zum Flughafen oder eine Radtour.

Und wenn mein Mann frei hätte, am Wochenende oder im Urlaub, dann gingen wir gemeinsam auf Abenteuertour.

Ihr Männer, für eure Frauen ist es sehr attraktiv, wenn ihr mit euren Kindern Zeit verbringt, wenn ihr mit ihnen Sport macht, campen geht, Radfahren lernt, etwas in der Werkstatt baut oder, oder, oder. Es ist eine Möglichkeit eurer Frau zu zeigen, wie sehr ihr sie liebt. | Die Phasen einer Beziehung |

 

Ein weiterer Punkt ist die Hilfe im Haushalt: Ihr Männer, denkt bitte nicht, eure Frau hat doch den ganzen tag nichts zu tun, sie kann ja wohl den Haushalt alleine schmeißen.

Das ist falsch!

Frauen mit kleinen Kindern, wenn auch gerade nicht außerhalb berufstätig, sind den ganzen Tag im Einsatz. Es gibt keine stressigere Arbeit, als kleine Kinder oder Babys zu Hause zu haben. Ich weiß, dass dies eine große Herausforderung für junge Eltern ist. Auch mein Mann und ich hatten dieses Problem: Der Wettkampf, wer mehr arbeitet, wer mehr leistet. Wir haben tatsächlich diesen Streit ausgetragen.

Als ich noch ein Teenager war, besuchte ich häufig meine ältere Schwester. Wenn abends ihr Ehemann nach Hause kam, ging er erst einmal in die Küche und brachte diese in Ordnung. Ich als unerfahrener junger Mensch, konnte gar nicht verstehen, dass meine Schwester mit ihren erst 2, dann 3 und schließlich 4 Kindern nicht alles auf die Reihe bekommt, obwohl sie doch zu Hause war. Als ich dann selbst Kinder bekam, musste ich Buße tun. Niemand kann sich vorstellen, wie viel Arbeit es ist, ein Kleinkind zu versorgen, wenn man es nicht selbst einmal durchgemacht hat. Also bitte, ihr Männer, bitte versteht, dass es wirklich viel Arbeit ist. Wenn ihr jetzt euren Frauen eine praktische Hilfe und Unterstützung anbietet, werdet ihr das nicht bereuen. | Phasen einer Beziehung |

 

 

Die Phase der Teenager-Kinder und Midlife-Krise

Wenn die Kleinkind-Phase überstanden ist und die Kinder langsam unabhängig werden, steht eine neue Herausforderung bevor. Je nach dem wie viele Kinder ihr habt und in welchem Abstand sie geboren sind, werdet ihr zwischendurch noch einmal eine Phase der Ordnung erleben. D.h. eine Zeit ähnlich der Phase der wachsenden Liebe. Zeit für einander, Zeit für die Kinder, Zeit, das Leben zu genießen.

Und eigentlich könnte die Phase der Teenager-Kinder die nächste große Hochphase in der Beziehung sein. Die Kinder brauchen einen nicht mehr so sehr, man kann sich als Ehepaar mal Zeit nehmen. Das Haus wird ruhiger und die Kinder haben ihre eigenen Terminpläne. Nun entstehen Freiräume, die allerdings häufig eher als Leerräume betrachtet werden. Es fehlt etwas, das Lachen der Kinder und der Quatsch, den sie am Esstisch über 15 Jahre gemacht haben. Stattdessen ziehen sie sich zurück. Die Teenagerzeit heute sieht zwar schon wieder anders aus als noch vor 30 Jahren, viele Jugendliche sind nicht mehr so rebellierend wie es ihre Elterngeneration war, doch egal wie wir das Blatt wenden, emotional sind es nicht mehr unsere Kleinen. Je nach Stärke der Rebellionsphase birgt dies ein großes Konfliktpotential. Die Eltern haben unterschiedlich gute Beziehungen zu den Kindern, sie lassen unterschiedlich viel durchgehen und haben entsprechend viele Auseinandersetzungen untereinander. Statt gemeinsam gegenüber dem Kind aufzutreten, spaltet die Erziehung vermehrt die Einheit des Ehepaares. | Die Phasen einer Beziehung |

 

Empty-Nest-Phase

Die Empty-Nest-Phase, wenn die ersten Kinder ausziehen, schließt sich an diese Phase nahtlos an. Nun haben vor allem die Frauen das Gefühl, dass Ihnen etwas fehlt. Ich hörte eine Mutter nach der Hochzeit ihrer Tochter sagen: Eigentlich könnte ich ja jetzt sterben, ich werde ja jetzt nicht mehr gebraucht. Solche Aussagen machen es dem Ehepartner nicht leicht. Er hat das Gefühl, nicht so wichtig zu sein wie die Kinder. Diese Phase ist umso schlimmer ausgeprägt, je weniger die Ehepartner in den vergangenen 20 Jahren an ihrer Ehe unabhängig von ihren Kindern gearbeitet haben.

 

Was zeitgleich passiert

Zeitgleich bahnt sich die Midlife-Krise an. Wenn wir mit rund 30 Jahren unsere Kinder bekommen haben, so sind wir nun 45 oder bereits 50. Und nun verändert sich nicht nur der Kontext unserer Familie sondern auch wir selbst. Mein Ehemann ist mit rund 48 in die sogenannte Midlife-Krise eingestiegen. Sie hat sich über 3 Jahre gezogen und war nicht immer leicht. Meiner Beobachtung nach haben die Männer eine verstärkte Sicht auf sich Selbst. Durch das Älterwerden werden sie mit der Endlichkeit ihres Lebens, ihres Einflusses und ihrer Kraft konfrontiert. Sie kommen mit diesem Umbruch nicht gut klar und versinken mitunter in Selbstmitleid. Andere kämpfen gegen diese Veränderung an und versuchen durch neue Erfolge (z.B. bei Frauen) ihre Jugend zu erhalten. Die Ehefrauen können scheinbar nur tatenlos zusehen. Daneben steht ihre eigene Veränderung durch die Wechseljahre. Die starke Identifikation als Mutter und Verantwortliche für die Familie nimmt ab. Auch die Frau schaut mehr auf sich selbst, jedoch eher mit neu erstarktem Selbstbewusstsein. Sie sucht sich neue Betätigungsfelder und ist häufig nicht bereit, dem Mann nun die Stütze zu sein, die er braucht. Diese ganze Situation ist ein Pulverfass, dass viele Paare nicht unbeschadet überstehen. Daher sind rund ein Drittel aller Scheidungen nach dem 20. Ehejahr. | Phasen einer Beziehung |

 

Beziehung verändert sich

Die Beziehung verändert sich. Freundschaft tritt nun verstärkt an die Stelle der Liebhaber-Ehe. Auch diese kann und sollte gepflegt werden. Es braucht nun neue gemeinsame Lebensinhalte. Ich kenne Paare, die haben in dieser Zeit angefangen, einen Selbstversorger-Bauernhof aufzubauen. Andere haben sich ein Haus in den Bergen gebaut. Wieder andere ließen ihre Liebe zum Theater wieder neu aufleben. Und mein Mann und ich sind in die USA gezogen und haben eine neue Firma gegründet. | Die Phasen einer Beziehung |

Die Gefahr ist nun, dass sich die Partner vom allgemeinen Trend hinreißen lassen und denken: „Wenn ich mich nochmal neu verliebe, dann kann ich wieder von vorne anfangen.“ Doch habe sowohl ich in meiner Beratung als auch viele meiner Kollegen erlebt, dass dies ein böser Trugschluss ist.

Am folgenden Beispiel möchte ich das verdeutlichen: Der Mann war mehr als 20 Jahre verheiratet, als er sich auf der Arbeit in eine Kollegin verliebte. Diese Frau gab ihm plötzlich all das, was er bei seiner Frau nicht mehr fand. Leidenschaft, Spannung, Sex. Er verließ seine Frau, um mit der neuen Liebe ein neues Leben aufzubauen. Er heiratete sie und erhoffte sich jetzt wieder 20 leidenschaftliche Jahre. Doch schon nach 3 Jahren war die neue Ehe genau am gleichen Punkt, wie die erste Ehe nach 20 Jahren. Er war genauso gelangweilt von ihr wie zuvor von seiner Frau. | Phasen einer Beziehung |

 

Wie wäre es ausgegangen, wenn er seine Energie in die Erneuerung seiner Ehe investiert hätte?

In einem anderen Beispiel ging das Ganze ganz anders aus: Ein Ehepaar nach rund 15 Jahren. Er verliebte sich ebenfalls in eine Kollegin. Zog aus und nahm sich mit ihr eine Wohnung. Die Sache hielt allerdings nur rund ein Jahr. In den kommenden 2 Jahren spürte er immer mehr, was er verloren hatte. Nach rund 4 Jahren warb er erneut um seine frühere Frau und die beiden erneuerten ihre Ehe.

Wenn ein Paar es über die Wechseljahre-/Midlife-Krise schafft, dann bleibt eine wirklich tiefe und freundschaftliche Bindung. Die beiden kennen sich besser als jeden anderen, sie haben unendlich viele Seelenanker gewonnen, ihre gemeinsame Geschichte ist geprägt von vielen Höhen und dem erfolgreichen Besiegen der Tiefen. Nun können die beiden gemeinsam in die zweite Lebenshälfte einsteigen, mit all der Kraft und Weisheit, die sie haben, und so nicht nur die Welt nochmal ganz neu rocken, sie können auch all denen ein Vorbild sein, die nach ihnen kommen. | Die Phasen einer Beziehung |

 

 

Das Loslassen im Alter

Heutzutage kann man in einem Alter von 70 Jahren noch ohne Probleme 20 oder 30 Jahre leben. Daher bietet uns diese Lebensphase nun einen unschätzbaren Wert. Meist sind die Jobs in diesem Alter abgehakt. Die Partner können sich also ganz und gar darauf fokussieren, das zu tun, was ihnen Spaß macht. Das Paar sollte nun jeden Tag genießen. Viele Paare sind noch absolut fit. Warum nicht eine Kreuzfahrt machen oder die Chinesische Mauer besuchen? Ihr könntet auch zusammen ein Buch schreiben, schließlich gehört ihr zu den wenigen, die es wirklich geschafft haben als Ehepaar bis ins hohe Alter. Außerdem solltet ihr überlegen, ob es jüngere Leute gibt, die ihr begleiten könnt. Denn die Erfahrung, die ihr habt, hilft ohne Zweifel anderen, den langen Lauf ebenfalls zu schaffen. | Die Phasen einer Beziehung |

Ich habe es immer bedauert, dass es so wenige wirklich weise Menschen gibt, die der jüngeren Generation gerne mit Rat zur Seite stehen würde.

Natürlich ist die letzte Lebensphase auch geprägt vom Loslassen. Wenn die 70er erreicht sind, müssen sich die Menschen langsam damit beschäftigen, dass einer von beiden jederzeit heim gehen könnte. Der Tod kommt näher. Für einen gläubigen Menschen sollte das keine Katastrophe sein, denn wie es schon Paulus in der Bibel sagt: „Ich habe den guten Kampf gekämpft. Ich bin am Ziel des Wettlaufs, zu dem ich angetreten bin. Nun wartet auf mich der Siegeskranz.“[8] | Die Phasen einer Beziehung |

 

Was du tun solltest

Statt über den kommenden Verlust nachzudenken und sich unendlich viele Sorgen zu machen, sollte nun Dankbarkeit das Leben des Paares prägen. Wirklich weise alte Menschen würden immer sagen, dass sie viele großartige Dinge geschenkt bekommen haben, aber dass sie niemals wieder jung sein wollten. Wir können uns nun freuen für alles, was wir erlebt haben. Wie viele schaffen das?

Neben dem Loslassen ist die Herausforderung Nr. 2, dass häufig eine Reue in dieser Zeit einsetzt. Ein grundsätzliche Lebensreue ist besonders fatal. Die Frage: Habe ich etwas verpasst, habe ich mein Leben ausreichend gelebt, kann nun einen dunklen Schatten werfen. Darüber sollte man sprechen. Oft hilft die Sicht von außen, die einen noch einmal darauf hinweist, was man alles erlebt hat und wer man ist. Diese Reue ist deswegen so schlimm, weil natürlich keine Zeit zurückgestellt werden kann. | Die Phasen einer Beziehung |

Eine andere Form der Reue ist das Bereuen von Fehlern. Sollte ich mich mit meinem Bruder versöhnen? Müsste ich mal mit meiner Tochter sprechen? Was kann ich richtig stellen, wie kann ich jetzt noch meine Fehler in Ordnung bringen. Haben wir als Ehepaar noch etwas auszuräumen? Diese Form der Reue ist heilsbringend. Schon viele Menschen haben in den letzten Jahren ihres Lebens Beziehungen in Ordnung gebracht und Schwierigkeiten gelöst, und damit anderen Menschen ein neues Leben eröffnet. | Phasen einer Beziehung |

 

Eigene Auseinandersetzung mit dem Tod

Die eigene Auseinandersetzung mit dem Tod ist nun ebenfalls ein wichtiges Anliegen. Außerdem würde es dem Partner helfen, wenn man über den Tod spricht. Erstens darüber, was man erwartet und an was man glaubt. Zweitens darüber, wie es demjenigen gehen wird, der zurückbleibt. Und wie man heute schon daran arbeiten kann, dass dieser nicht zu sehr leidet. Drittens sollten die Formalitäten geklärt sein, wie will ich mein Begräbnis, meinen Abschiedsgottesdienst, wenn möchte ich gerne einladen dazu, wie funktioniert das mit den Finanzen, welche Behörden muss man eigentlich informieren, wie kann ich mich versorgen. Etc.

Dennoch sollte dieses Thema nicht zu groß gemacht werden. Genießt die Zeit, lebt euer Leben, habt Mut noch ein Abenteuer zu bestehen. Daneben gibt es vielleicht auch Enkel in eurem Umfeld. Ganz sicher werden die begeistert sein, wenn Oma und Opa mit ihnen die Welt unsicher machen wollen. | Die Phasen einer Beziehung |

 

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Verliebtheit, 15.10.2019

[2] https://www.welt.de/icon/partnerschaft/article173811582/Beziehungen-Was-hilft-beim-immer-gleichen-Streit-Ein-Witz.html. 13.12.2019

[3] https://www.kartenmacherei.de/hochzeitsstudie/#kennenlernen, 15.10.2019.

[4] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1346/umfrage/anzahl-der-geschiedenen-ehen-nach-ehedauer/, 15.10.2019.

[5] https://www.mckinleyirvin.com/family-law-blog/2012/october/32-shocking-divorce-statistics/, 15.10.2019.

[6] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2153/umfrage/anzahl-der-ehepaare-mit-und-ohne-kinder-in-deutschland-seit-1996/, 15.10.2019

[7] https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/familie/schwangerschaft-und-kinderwunsch/ungewollte-kinderlosigkeit

[8] Die Bibel: 2. Timotheus 4, 7 und 8, Gute Nachricht Übersetzung

 

Die 5 Beziehungskiller