Das Verflixte 7. Jahr oder der schlimmste Burger King Besuch meines Lebens

Es ist etwa 16 Jahre her. Wir waren mit unserer jungen Familie, zwei Jungs, 4 und 2 Jahre, in einer Sabbatzeit in Florida. Heute sind unsere drei Kinder 20,18 und 14 Jahre.

Wir brauchten eine Auszeit, Florida war unser Ziel. Die ersten 7 Jahre mit kleinen Kindern hatten es in sich. Die Sommerzeit in Florida ist heiß und schwül. Zur Abkühlung fuhren wir Nachmittags gerne in einen großen Burger King in Fort Myers Beach. Die Kids konnten sich im großen klimatisierten Spieleparadies ohne Probleme drei Stunden die Zeit vertreiben.

 

Meine Frau hat für die Kinder Softdrinks und für uns Kaffee und Tee organisiert. Da saßen wir. Sieben Jahre verheiratet, zwei tolle Jungs, gesund und lebendig. Von außen betrachtet alles super.

In mir drinnen aber war eine tiefe Traurigkeit. Eine Traurigkeit, die ich mir nicht rational erklären konnte und die überhaupt nicht zu meinem Wesen passte.

Alles was die Welt zu bieten hat, hatte ich doch. Ich war doch der Held der Familie. Ein erfolgreicher Unternehmer, kirchlich engagiert, anerkannt und sehr gut entlohnt. Ich bot meinen Kindern und meiner Frau ein traumhaftes Leben. Geht es denn noch irgendwie besser?

Was war nur los mit mir? Das war auch die Frage meiner Frau: „Was ist nur los mit Dir?“

Ich weiß es noch wie heute. Ich habe tief Luft geholt und dann brach es aus mir heraus.

„Wir haben eine tolle Ehe, aber ich habe das Gefühl, es nicht mehr so ist wie früher. Du hast die Kinder immer im Blick, 24 Stunden. Siehst Du mich denn auch noch? Die Kinder bekommen alles an Aufmerksamkeit, Liebe und Zärtlichkeit, und ich? Ich unterstütze Dich Tag und Nacht (so meine Wahrnehmung). Wechsele die Windeln, räume die Spülmaschine aus, decke den Tisch, gehe zum Einkaufen, füttere die Kinder, ich mache alles!

Daneben verdiene ich gutes Geld, das uns ermöglicht, eine solche Zeit hier zu verbringen. Du wohnst hier in einer tollen Villa mit Pool, wo gibt es noch einen solchen Mann wie mich? Ich rette Dein Leben, das Leben meiner Kinder und überhaupt rette ich jeden! Aber wo bleibe ich?

Wann habe ich mal etwas Zeit für mich, wann habe ich das letzte Mal Tennis gespielt? Wann hast Du mich das letzte Mal gefragt, wie es mir geht, was ich mir wünsche? Ist das alles zu viel verlangt? Bleibt das jetzt immer so? Ich bin sehr traurig und frustriert!“

Pause

 

Der Burger-King-Moment

Ich weiß nicht mehr wie lange meine Rede gedauert hat. Was dann passierte, braucht ein Mann nur einmal im Leben. Der Burger King war zu dieser Zeit gut besucht. Die Leute genossen Burger und Soft Drinks.

Meine Frau baute sich vor auf, holte sehr tief Luft und legte los. Sicher, sie ist eine sehr initiative redegewandte und nicht ganz leise Person. Aber als sie anfing, fielen die Burger reihenweise auf die Plastiktabletts. Der ganze Burger King schien still zu stehen. Es war wie in einem ganz schlechten Film.

Die Leute aus der Küche streckten die Köpfe hervor. Die Kassierer wussten nicht, was hier passiert und ob sie in diesem Film eine Rolle spielen sollten.

Da saß ich auf meinem roten Plastikstuhl und statt erhofftem Mitleid und Mitgefühl für den wahren Retter der Welt, prasselte die komplette Leidenschaft einer ausgelaugten, hingebungsvollen jungen Frau und Mutter auf mich hernieder.

 

Sieben Jahre Ehe, zwei kleine Kinder und jetzt noch mein Selbstmitleid das war zu viel.

Mit ihrer letzten Kraft hat sie mich angeschrien, endlich aus meiner selbstgefälligen Opferecke herauszukommen. Sie hat lautstark an meine Ehre und meinen Willen appelliert. Sie hat mir den Schleier der Depression und des Selbstmitleides von meinen Augen gerissen. Es war der unwirklichste Moment unserer Beziehung.

Ich denke oft an diesen „Burger King Moment“ zurück. Die Anwesenden konnten den deutschen Monolog nicht verstehen. Die Reaktionen zeugten jedoch von Hochachtung und Mut gegenüber dieser jungen Mutter, die um ihre Familie und ihre Ehe kämpfte.

 

Es war höchste Zeit für eine tiefgründige Inventur unserer Beziehung. Der „Burger King Moment“ war Tiefpunkt und Wendepunkt unserer Ehe. Wir haben die Wochen und Monate dieser Sabbat Zeit gebraucht, um Enttäuschungen aufzuarbeiten und den Müll der letzten Jahre zu entsorgen.

 

Alle 7 Jahre

Etwa alle sieben Jahre vollzieht sich ein größerer Umbruch in unserem Leben. Wir kommen in die Schule, gehen zur Ausbildung, wechseln auf die höhere Schule, beginnen ein Studium, gehen ins Ausland, gründen eine Familie usw.

Mutter Teresa, eine der größten Führungspersönlichkeiten der Geschichte, wusste um das „verflixte siebte Jahr“.

In der Ordensregel Nr. 38 hat sie ihren Schwestern nach sechs Jahren im Dienst verordnet, ein Jahr im Mutterhaus Kraft zu sammeln. Kraft, die sie im Dienst für die Armen aufgebraucht hatten.

Nun sind wir nicht Mutter Teresa und leben nicht auf den Straßen Kalkuttas. Aber diese Regel haben wir uns als Familie zu eigen gemacht. Alle sieben Jahre brauchen wir eine Inventur, die Klärung, ob wir mit unserem Leben noch auf Kurs sind. Sieben Jahre später sind wir als Familie für ein Jahr nach Malta gegangen. Das liegt nun sieben Jahre zurück. Aktuell planen wir nächstes Jahr als größer werdende Familie eine längere Zeit in den USA.

 

Ich höre immer wieder: „Ja, Du kannst das ja machen, wenn ich Dein Leben hätte, würde ich mir das auch einrichten!“ Wirklich?

Mutter Teresa und die 38. Regel

Klärung, Regeneration, Ausrichtung, Visionskraft, Ziele, gemeinsame Werte, der gemeinsame Abgleich von Wünschen und Bedürfnissen braucht Zeit.

Mutter Teresa wusste das und machte es zur Regel für alle Schwestern. Was nachhaltige Wertschöpfung angeht, spielen für mich die Missionarinnen der Nächstenliebe in der „Champions League“.

Das „verflixte 7. Jahr“ kann zum besten Jahr Deines Lebens werden. Womöglich kannst Du aktuell nicht einfach ein Jahr Urlaub nehmen, und eine Sabbatzeit machen. Dann starte mit diesen einfachen sieben Fragen:

 

  1. Wann werde ich mir Zeit nehmen, aus dem „Hamsterrad“ auszusteigen, um einmal ehrlich auf mein Leben zu blicken? Termin:
  2. Wenn ich mein Leben in sieben Jahres Perioden einteile, welche Überschriften würde ich über jede Phase schreiben, siehe Graphik.

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Quelle: Knoblauch, J.;Hüger, J.: Dem Leben Richtung geben, Campus 2004Vorlage lieferbar, von: Tempus GmbH, Postfach 1420, D-89529, Hotline: 07322 950-200

  1. Fühlst Du Dich am Anfang, in der Mitte, oder am Ende einer solchen 7-Jahresperiode? Bitte Markierung auf der Leiste.
  2. Würdest Du Dir gerne eine Sabbat Zeit gönnen?
  3. Wenn Ja, wann wäre der richtige Zeitpunkt?
  4. Was hält Dich davon ab?
  5. Was könnte denn wirklich schief gehen?

 

Die meisten Menschen in unserem Umfeld hatten wenig Verständnis für unsere Auszeiten . Zu gewagt, was sagen Deine Kunden, zu kostspielig, die Kinder in einer englischsprachigen Schule…

Gott sei Dank fiel mir die 38. Ordensregel von Mutter Teresa zur rechten Zeit in die Hand.

Womöglich kommen diese Zeilen gerade zur rechten Zeit in Dein Leben!

 

Lese hierzu auch: Masterplan deines Leben Einführung

 

 

Ich wünsche Dir Mut und Entschlusskraft die richtige Entscheidung zu treffen, damit das „verflixte 7. Jahr“ zu einem Jahr des Segens und der Erneuerung wird.