Dieser Artikel handelt von den Bedürfnissen in einer Partnerschaft und wie du sie verstehst und so erfüllen kannst.

Gary Chapman: Die 5 Sprachen der Liebe

 

Lob und Anerkennung

Ist es nicht so, dass wir alle ein Stück gewachsen sind, wenn wir von unseren Eltern als Kinder gehört haben „Das hast du toll gemacht“? Jeder Mensch liebt es, wenn er etwas Nettes gesagt bekommt.

Mark Twain, der Autor von Tom Sawyer und Huckleberry Finn, soll mal gesagt haben: „Ich kann 2 Monate von einem netten Kompliment leben!“
Bei Umfragen unter Arbeitnehmern geben 9 von 10 Personen an, dass sie sich mehr Anerkennung wünschen würden. Genauso ist das aber auch im normalen Leben. Wir wünschen uns Anerkennung. Wir wünschen uns, gesehen zu werden. In der Psychologie geht man davon aus, dass Anerkennung fast so wichtig ist wie Essen und Trinken.

Es geht darum, dem Menschen, den du liebst, das auch zu sagen. Das geht ganz einfach, in dem du die Dinge aussprichst, die du denkst:

  • „Wow, du siehst heute echt super aus!“
  • „Also dein chinesisches Essen ist das beste auf der Welt!“
  • „Es macht echt Spaß, sich mit dir den ganzen Abend zu unterhalten!“
  • „Geniales Spiel heute!“
  • „Danke, dass du mir geholfen hast, das hat mir sehr viel bedeutet!“

Sprich die Dinge aus, die du an deinem Partner magst.

  • Wofür liebst du ihn?
  • Was findest du heute besonders toll an ihm?
  • Was kann er besonders gut?
  • Welche Eigenschaften magst du besonders?
  • Welches Verhalten bewunderst du an ihm?

Unter Lob und Anerkennung fällt jedoch nicht nur das Besondere. Auch das Alltägliche.

Bedankst du dich bei deinem Partner, wenn er dir hilft? Wenn er z.B. etwas für dich besorgt hat, das du brauchst. Oder wenn er dein Auto getankt hat. Oder wenn er ein Computerproblem für dich löst. Oder wenn er etwas organisiert hat, Kino, Ausflug, Urlaub. Danke sagen ist echt einfach. Man muss nur dran denken!

Und wie sieht es mit Höflichkeit im Allgemeinen aus?

Bist du genervt, wenn dein Partner unpünktlich ist? Wirst du dann unhöflich? Oder willst du ihm beibringen, wie man besser Auto fährt? Oder bleibst du freundlich und lässt deinen Partner machen?
Was aus unserem Mund kommt bestimmt die Atmosphäre. Freundlichkeit, Dankbarkeit, ein nettes Kompliment.
Jeder Mensch wünscht sich Lob und Anerkennung.

 

Zärtlichkeit

Mit Zärtlichkeit ist jede Berührung, jeder Kuss gemeint. Jede Form körperlicher Zuwendung. Natürlich auch, aber eben nicht nur Sexualität.

Vielleicht kennst du die Studie, die Kaiser Friedrich II. im 12. Jahrhundert durchführen ließ. Er wollte eigentlich wissen, welche Sprache Menschen entwickeln, mit denen nicht gesprochen wird. Dazu wurden Babys genommen, die nur gefüttert und gewickelt werden durften. Die Frauen durften nicht mit ihnen sprechen und sie nicht streicheln oder rumtragen. Der Versuch brachte allerdings nur ein Ergebnis: Ohne Zuwendung kann kein Mensch existieren, alle Babys starben.

Ohne Zärtlichkeit kommt kein Mensch klar. Und auch wenn du natürlich kein Baby mehr bist, Menschen brauchen Berührung und Streicheleinheiten. Das vermittelt uns Angenommensein. Außerdem gibt es laut psychologischen Studien das sogenannte Kuschelhormon Oxytocin. Es bewirkt, dass sich das Stresshormon Cortisol in unserem Körper reduziert, der Blutdruck sinkt und unser Immunsystem gestärkt wird.

Manche Menschen haben jedoch ein größeres Bedürfnis nach Zärtlichkeit als andere. Für sie ist es ein Liebesbeweis, wenn sie abends auf dem Sofa beim Fernsehn ein bisschen gestreichelt werden oder wenn sie umarmt oder geküsst werden. Für diese Menschen bedeutet es, dass der Partner sie liebt. Wenn der Partner mit Zärtlichkeit spart, fühlen sie sich abgewiesen.

Die kleinen Zärtlichkeiten des Alltags kosten nicht viel, bauen aber deinen Partner auf und festigen die Partnerschaft ungemein!

Wie sieht es aus, wenn dein Partner enttäuscht oder traurig ist, Ärger oder Schwierigkeiten hat? Eine Umarmung bedeutet für deinen Partner: Ich kann mich fallen lassen, ich bin geborgen.

 

 

Hilfsbereitschaft

Hilfsbereitschaft bedeutet, ich tue meinem Partner einen Gefallen, weil er mir so wichtig ist. Ich helfe ihm, bin für ihn da, nehme ihm Arbeit ab.

Mal ehrlich, eigentlich mag es doch niemand, mit seiner Aufgabe immer alleine da zu stehen. Jeder Mensch liebt es, wenn der Partner ihm bei der Hausarbeit, beim Kochen, bei den Kindern, im Haus, am Computer, bei der Arbeit etc. hilft.

Und das sind oft die Kleinigkeiten wie Müll rausbringen, das Auto unterwegs tanken, das Waschbecken ordentlich hinterlassen, Rasen mähen, das neue Handy einrichten.

Dabei ist es wichtig, dass wir dem Partner nicht nur in der ersten Verliebtheitsphase helfen. Bin ich für meinen Partner auch noch nach den ersten Ehejahren da? Oder muss sich einer zum Schluss immer um alles kümmern, weil der Partner ja sooo beschäftigt ist auf der Arbeit?

Also, Augen auf und schauen, wo ich dem Partner etwas Gutes tun kann.

 

Konzentrierte Aufmerksamkeit

Bei konzentrierter Aufmerksamkeit geht es darum, dass die Partner miteinander Zeit verbringen, in der die beiden im Mittelpunkt stehen. Also z.B. ein Spaziergang zu zweit oder ein gemütliches Abendessen. Die Zweisamkeit sollte so gestaltet sein, dass sich die beiden ungeteilte Aufmerksamkeit schenken.

Das funktioniert nicht, wenn andere Leute mit am Tisch sitzen oder man gemeinsam fernsieht.
Oft ist es so, dass die Paare in der ersten Verliebtsheitsphase häufig zusammensitzen und sich gegenseitig anschauen. Doch schon nach einigen Monaten oder spätestens wenn sie verheiratet sind, verschwindet diese Qualitätszeit.
Dabei geht es nicht um ein verträumtes Szenario aus dem alten Kinofilm Casablanca: „Ich schau dir in die Augen, Kleines!“

Sondern es geht um Aufmerksamkeit: Die beiden sprechen miteinander über ihren Tag, über ihre Sorgen, über ihre Erlebnisse, über ihre Träume. Sie hören einander zu, fragen nach, unterstützen, trösten, freuen sich.
Geht zusammen ein Eis essen, setzt euch für eine halbe Stunde in ein Café, nehmt das Abendessen zusammen ein ohne dabei fernzusehen. Oder macht einen Ausflug zusammen. Fahrt übers Wochenende weg. Nur ihr beide.

Es gibt viele Familien, die verbringen ihren Jahresurlaub immer mit anderen Menschen. Das hört sich erst mal sehr sozial-interaktiv an und es hat den Anschein, als würde es mehr Spaß machen als zu zweit oder nur mit den Kindern unterwegs zu sein. Aber das ist trügerisch! Denn die Zeit, die du mit deinem Ehepartner allein verbringst, sieht immer ganz anders aus als die Zeit, die ihr mit anderen verbringt. Und schließlich bist du nicht mit den anderen verheiratet, sondern mit deinem Ehepartner.

 

Zeit, die du deinem Partner schenkst, ist ein wertvolles Gut. Wohl eines der Wertvollsten.

In einem Park in San Franzisco gibt es wochenends immer folgendes Angebot: Da sitzen einzelne Leute auf einem Stuhl mit dem Schild: „Free listening“. D.h. du kannst dich zu einem dieser Leute setzen und sie hören dir eine halbe Stunde zu, wenn du aus deinem Leben berichtest. Bei diesen Leute bilden sich ewig lange Schlangen!

Wie traurig ist das? Aber wenn du einen Partner hast, so solltest du dir um den Wert dieser Zeit echt bewusst sein.
Wenn du eine halbe Stunde mit deinem Partner einen Kaffee trinken gehst, dann kann euch diese Zeit niemand mehr nehmen.
Macht regelmäßig, am besten wöchentlich, einen Paar-Abend gemeinsam aus. Geht zusammen Essen, vor allem, wenn ihr bereits kleine Kinder habt. Konzentrierte Aufmerksamkeit entsteht nicht nebenbei.

Das Handy spielt übrigens hier zunehmend eine wichtige Rolle: Während es noch bis vor 10 Jahren als unhöflich galt, in einem Gespräch oder am Esstisch ans Handy zu gehen, ist heute das Handy allgegenwärtig. Die Leute schauen nicht nur ständig drauf, sie beantworten auch noch Nachrichten, während man ein gemeinsames Treffen hat.
Laut Studien fühlen sich extrem viele Menschen immer mehr zurückgewiesen durch diese ständige Störung des Handys. Bei Paaren entstehen sogar Gefühle von Einsamkeit und Ablehnung, wenn einer der beiden Partner immer mal wieder auf sein Handy schaut.

Stell dir vor: Du sitzt mit deinem Partner zusammen, beide Handys liegen auf dem Tisch, und es kommt eine Nachricht. Wahrscheinlich musst du dir das gar nicht vorstellen, weil es ja inzwischen üblich ist. Verändere es, sprich mit deinem Partner darüber, wann das Smartphone wegzulegen ist. Und zwar so, dass es euch nicht mehr ablenkt. Das kostet natürlich einiges, aber die Verletzungen und Enttäuschungen in eurer Partnerschaft sind bei weitem kostspieliger.

Schalte das Handy auf stumm und stecke es in die Tasche.

Gewöhnt euch als Paar an, dem Partner wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken!

 

Geschenke

Geschenke als Liebessprache meint nicht: „Je teurer desto mehr Liebe“. Nein! Es geht um Geschenke, die von Herzen kommen.

Komischerweise gehören in allen Kulturen der Welt Geschenke zur Partnerschaft. Es gilt als selbstverständlich, dem Menschen, den man liebt, etwas zu schenken!
Dabei kommt es, wie gesagt, nicht auf den Preis an. Es geht um den Gedanken, dass der eine an den anderen gedacht hat, als er unterwegs war. Also, wenn du das nächste Mal an einer Tankstelle tankst, und an deinen Partner denkst, warum nicht mal ein Überraschungsei für den Schokoladenliebhaber mitbringen oder eine Zeitschrift zum Hobby deines Partners. Wenn du an einem Erdbeerfeld vorbei kommst, mal eine Schale Erdbeeren mitbringen oder im Baumarkt anhalten, da dein Partner ein neues Werkzeug gebrauchen könnte.

Geschenke sind ein sichtbares Zeichen deiner Liebe für deinen Partner.
Und als Geschenk kannst durchaus auch du selbst fungieren. Nehmen wir an, dein Partner ist im Krankenhaus, dann ist der Strauß Blumen vielleicht ganz wunderbar, aber die Zeit, die du deinem Partner am Krankenbett schenkst, ist ein noch größeres Geschenk.

Oder wenn man seinem Partner einen Ausflug schenkt oder eine Einladung ins Lieblingsrestaurant.
Geschenke sind ein Ausdruck dafür, dass du an deinen Partner gedacht hast, dass er dir wichtig ist und du dir Mühe gemacht hast, ein Geschenk zu organisieren.

 

Lies im Teil 1: Bedürfnisse in der Partnerschaft Teil 1, wie es sich verhält mit den 5 Liebessprachen und der Muttersprache der Liebe.

Denn diese 5 Liebessprachen sind nötig, um sich geliebt zu fühlen.